5 Tage Bikepause – Verloren in Vrhovine?

Meine ersten 5 Tage verbrachte ich im Dragan’s Dens Hostel in Vrhovine. Endlich für ein paar Tage an einem Platz bleiben, am Morgen nicht sofort weiterfahren zu müssen, danach sehnte ich mich sehr! Ich kam müde und erschöpft in dem kleinen Dorf an und war etwas überrumpelt. Keine Menschen auf den Straßen, verlassene und zerstörte Häuser.

Einschusslöcher in den Hauswänden und zersplitterte Fenster zierten hier fast alle Häuser. Die Überreste des Krieges waren noch deutlich zu sehen! Wie sollte ich mich hier wohlfühlen? ,,Für 5 Tage hier blieben? Bestimmt nicht!!!” Dachte ich mir.

Straßen vor Vrhovine

Auch das Haus indem das Hostel sein sollte wirkte sehr verlassen. Ich klopfte an die Tür, nichts tat sich… Ich wartete….klopfte erneut… Da öffnete ein sehr aufgedrehter, molliger und blasser Amerikaner freundlich die Tür. ,,Welcome in Dragans Dens Hostel! Come in and find out” sagte er grinsend.

Damit hatte ich jetzt wirklich nicht gerechnet und war positiv überrascht! Ich fragte nach einem Bett im günstigsten Schlafraum. ,,Yes, you are lucky, we have plenty of space today”. Er führte mich auf knarzenden Holztreppen zum Dachgeschoss des Hauses ,,Just choose a bed, relax and come downstairs when you are ready!” Nun stand ich auf dem Dachboden des Hauses, vor mir ein Meer von Hochbetten! 28 Betten – Das war mal ein Hostelzimmer! Zumindest schienen bis auf 3 Betten alle frei zu sein. Ich wunderte mich sehr wie das Hostel in dieser verlassenen Gegend all diese Hostelbetten voll bekommen würde. Selbst über die 3 belegten Betten wundere ich mich, hatte ich doch im ganzen Dorf und im Hostel keine Menschenseele außer den Amerikaner gesehen.

Hostelzimmer in Vrhovine

Aber egal, ich suchte mir ein Bett in einer stilleren Ecke und gestellte mich zu dem Amerikaner in die Küche des Hauses. Kurz daraufhin kamen noch zwei verschlafene Engländerinnen hinzu. Sie hatten den ganzen gestrigen Tag im Nationalpark verbracht und heute einen Ruhetag im Hostel eingelegt. Wir saßen bis in die Abendstunden zusammen am Küchentisch, spielten Karten und unterhielten uns. Ich amüsierte mich herzlich über die gegenseitigen Stachelleien zwischen dem Amerikaner und den Engländerinnen. Ich war froh Trump nicht als Präsident zu haben und nicht kurz vor dem Brexit zu stehen.

Sonnenuntergang am ersten Abend in Vrhovine

Das Hostel wurde zunehmend voller, von überall her kamen Menschen. Ich freute mich sehr als ein verschwitzter Radfahrer an die Tür klopfte. ,,Noch einer von meiner Sorte” Endlich hatte ich Jemand mit dem ich mich ausgiebig über die Strapazen und Erlebnisse der Radreise unterhalten konnte. Aleksandar war vor 3 Wochen in Italien gestartet und auf dem Weg nach Bosnien. Er lebt seit seiner Kindheit in Italien und arbeitete dort in Milan als Englisch Lehrer. In Bosnien ist er zur Welt gekommen und hat dort ein Teil seiner Kindheit verbrachte. Nun möchte er in den Schulferien seine Verwandtschaft in Bosnien besuchen und das Land mit dem Rad erkunden. Er schwärmte mir von der unberührten Natur, den hilfsbereiten Menschen und dem köstlichen Essen vor. Gerne hätte ich mich noch länger mit ihm unterhalten doch meine Augen wurden immer schwerer, mein Körper brauchte Schlaf!

Diese Nacht schlief ich sehr gut und lange. Ich genoss es am Morgen einfach Mal liegen bleiben zu können! Auch wenn ich es nicht lange aushielt und nach einer halben Stunde in meine Laufschuhe sprang um die Gegend etwas zu erkunden.

Felder um Vrhovine

Leider musste Aleksander gegen Mittag seine Tour fortsetzen. Es war genau das was mich in den letzten Wochen sehr belastete… Als Radreisender fühlte man sich meist sehr einsam, hatte man dann doch eine Person gefunden mit der man sich über dieses typische “Smalltalk-Gerede” hinaus unterhalten konnte, musste man die Person am Tag darauf wieder verlassen… Ich wurde wieder sehr nachdenklich und verzog mich den Tag über mit meinem Rad in den Wald.

All diese Nachdenklichkeit in der ich steckte wurde am nächsten Tag von Karen gesprengt. Ich saß gedankenverloren am Frühstückstisch da kam Karen mit ihrem großen roten Backpacker Rucksack in das Hostel gestolpert. Sie machte den gleichen verwirrten Eindruck wie ich an meinem ersten Tag und war sichtlich erleichtert als sie mich in der Küche sah. ,,Ich hatte schon total Angst, dass ich hier alleine im Hostel bin” sagte sie zu mir. Karen kommt aus Dänemark, wir waren eindeutig auf der gleichen Wellenlänge und verstanden und auf Anhieb perfekt!

Karen aus Dänemark ❤ Thanks for everything !

,,Lass uns irgendwas unternehmen!” Sagte sie motiviert. Oh, das war genau in meinem Sinn. So machten wir uns auf und erkundeten die Gegend. Wir trampten ein paar Kilometer zu einem Ort an dem ein kleines Unterhaltungscenter sein sollte. Tatsache! Mitten im Nirgendwo fanden wir ein kleines Haus andem eine Zipline gespannt war. Es wurden Wander- und Radtouren angeboten. Darüber hinaus gab es zu meiner Begeisterung eine Kletterwand! Auch wenn die Wand sehr sehr klein war und ich vor dem Klettern nach Werkzeug fragte um ein paar Boulder nachzuziehen, war ich komplett aus dem Häuschen und unglaublich glücklich!

Endlich klettern

Auch Karen hatte sichtlich Freunde an dem Klettern, sie gönnte sich anschließend noch eine kleine Zipline Tour. Lust hätte ich darauf schon gehabt doch diese 40€ wollte ich mir eindeutig sparen!

Sicherheit geht vor 🙂

Ausgepower trampten wir zum Hostel zurück. Dort angekommen steckten wir zwei weitere Backpacker mit unserer Unternehmungslust an und verabredeten uns für den kommenden Tag zu einer Wanderung in die Wälder!

Zwei sehr coole Holländer die uns beim Trampen mitgenommen haben!

Zu viert wanderten wir am nächsten Tag los. Ein Ziel hatten wir nicht. Es kannte sich hier niemand wirklich aus. So spazierten wir munter in den Wald auf einen Berg und hofften auf eine schöne Aussicht. Es war schön ausnahmsweise nicht allein im Wald unterwegs zu sein! Ich unterhielt mich heiter mit Karen und den zwei Jungs aus Südamerika.

Man weiß es nicht was ich gerade mache!

Auch wenn die Wanderung nicht wirklich ein Ziel hatte und wir nur eine kleine Aussicht zwischen den Bäumen erspicken konnten, hatte ich das Gefühl, dass jeder Einzelne von uns diese Wanderung sehr genoss!

Wanderung im Wald

Ausgehungert und müde kamen wir zurück am Hostel an, dort wurden wir direkt von anderen Backpackern zum Essen eingeladen. Sie hatten zuviel gekocht und nun noch eine ganze Pfanne voller Kartoffeln und Gemüse übrig. Karen und ich hörten uns bei dem Angebot nicht nein sagen und erledigten als Dankeschön den Abwasch der Truppe.

Wald Yoga ❤

So verging auch der letzte Tag in Vrhovine. Ach die Zeit verfolg! Und das mit meinen Bedenken bei meiner Ankunft! Ich hatte einfach wunderbare Tage in dem Hostel und bin sehr froh Karen getroffen zu haben! Aber nun hieß es wieder Abschied nehmen und ab ins Bett. Morgen früh würde der Wecker bereits um halb 5 klingeln. Ich musste noch 45 km nach Mukinje in den Morgenstunden zurück legen. Dort wurde ich gegen 10 Uhr in der Früh erwartet und würde den ersten Tag meines Praktikums starten.

Published by Steffi Storz

Environmental scientist - Yoga teacher -- Route Setter - Mountain running - Mountain Biking

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