Trampabendteuer! Christchurch – Arthur´s Pass – Nelson

Ich erwachte bereits um 5 Uhr in der Früh. Vorsichtig öffnete ich das Rolle vor meiner Bettkapsel. Meine drei Zimmerkollegen schliefen noch tief, leise schnappte ich mir meine Laufschuhe und verließ das Zimmer. Die Luft war so schön kühl und klar, jeden Meter dieser morgendlichen Laufrunde genoss ich in vollen Zügen. Endlich wieder bewegen, das lange sitzen in den zwei Tagen Flug, war unglaublich anstrengend für mich gewesen. Spontan beschloss ich die 7 km zum Christchurch Park zu rennen. Zwar war die Strecke zum Park etwas eintönig, doch angekommen am Park konnte ich mich auf kleinen Trails zwischen Bäumen uns Seeanlagen austoben. Herrlich, einfach herrlich. Den Rückweg, hatte ich vor lauter Überschwung komplett vergessen, total ausgepowert schleppte ich mich die 7 km zum Hostel zurück.

Nach dem Frühstück, hieß es dann Sachen packen und weiter geht die Reise. Es sollte von Christchurch aus Richtung Arthur´s Pass gehen. Dort hatte ich eine Unterkunft für die Nacht gefunden. Um mein schmales Budget zu schonen hatte ich mich entschieden, mich hauptsächlich trampend fortzubewegen. In den letzen Male, als ich durch Neuseeland reiste, habe ich bereits ein paar mal mit dem Trampen hier gute Erfahrungen gemacht. Dieses Mal würde ich nun mich darauf voll und ganz verlassen. Ich war sehr gespannt wie das kleine Experiment laufen würde.

Und los geht mein Tramp-Experiment

Aus größeren Städten raus zu trampen, war bis jetzt für mich immer eine Herausforderung. Lieber stand ich an einer wenig befahrenen Straße mitten im Nirgendwo, als in einer Großstadt an einem Highway. Zu Beginn war es auch hier schwer aus der Stadt rauszukommen, doch je weiter ich entfernt war, desto schneller bekam ich eine Mitfahrgelegenheit.

Arthur´s Pass – Neuseeland


Es hielte hauptsächlich Einheimische, die mir bei kleinen Zwischenstopps an den Tankstellen Getränke und Snacks mitbrachten und mich beim Abschied zu Ihnen nach Hause einluden. Ich bin immer wieder sehr angetan von der Gastfreundschaft der Neuseeländer.

Hier ist deine Unterkunft?!

Meine Fahrt endete mitten im Nirgendwo. Umgeben von Wald und Bergen stoppte mein der Fahrer und meinte, dass das die Adresse von meiner Unterkunft sei. Na gut, ich stieg aus dem sicheren Auto aus und versuchte die aufkommende Unruhe und Angst in mir zu unterdrücken.
Es begann leicht zu regnen, mein Fahrer fuhr los. Bedrückt sah ich dem Auto hinterher…. Na gut, dann werde ich mal schauen, ob ich hier Jemanden antreffe. Hoffentlich Jemanden freundlichen dachte ich bei mir!

Ich lief zunächst etwas verwirrt um das unübersichtliche eingezäunte Grundstück herum bis ich zu eine alten verrosteten Tor kam. Es stand offen – ich ging hindurch und blickte auf 3 kleine Wellblech Hütten.

Hallo, ist hier Jemand?

Die Größte sah bewohnt aus, hier brannte Licht. Ich ging langsam und unsicher weiter. Der Regen wurde zunehmend stärker und prallte an den große Fenstern der Hütte ab. Etwas unheimlich war das hier alles schon… Langsam ging ich weiter und blieb vor der Eingangstür stehen. Ich suchte nach einer Klingel um ich bemerkbar zu machen, doch auf einmal öffnete sich die Tür von alleine.

Ein kleiner Junge mit blonden, lockigem Engelshaar kam auf mich zu gerannt. Er grinste und war offensichtlich erfreut mich zu sehen. ,,Come in” sagte er mit freudig quietschender Stimme. Ich zog meine durchnässten Schuhe aus, stellte mein Rucksack unter das Vordach und betritt das Haus. Es war wundervoll gemütlich eingerichtet. Ich folgte den blonden Jungen durch den Gang in das Haus, eine wohltuende Wärmer kam mir entgegen – Kaminfeuer. Ich roch den Geruch von Kürbissuppe. Im Wohnzimmer angekommen empfing mich ein großer frohsinniger Neuseeländer, dessen Rasta-locken lässig ihm über die Schultern hingen. Warm wurde ich von ihm und seiner Frau empfangen. Sie brachten mich in meine eigene kleine Hütte und führten mich auf dem Grundstück herum. Zum Abendessen wurde mir eine köstliche Kürbissuppe mit selbstgebackenden Brot serviert. Nach dem Essen saßen wir gemütlich beisammen, während die blonde Junge und seine kleine Schwester Tilli, unaufhörlich von der selbsgebauten Kletterwand des Vaters auf ihre Kissenburg sprangen.

Sehr müde taumelte ich bereits gegen halb 9 in Richtung meiner kleinen Hütte. Ja ein bisschen hatte mich der Jetlag doch erwischt. Wohlbehütet und voller neuer Eindrücke und Erlebnisse fiel ich in das Bett meiner kleinen Wellblechhütte und schlief sofort tief ein.

Klein aber fein, ich liebe die gemütliche Wellblechhütte

Bereits um halb 4 Uhr am Morgen war ich hellwach, jaja der Jetlag. An schlafen war nun nicht mehr zu denken. Ich setze mich auf das Bett und las etwas in meinem Buch. “Into the Wild” von Jon Krakauer. Dieses Buch passte gerade nur zu perfekt in diese Atmosphäre. Durch das geöffnete Fenster hörte ich den Gletscherfluss, welcher gleich neben dem Grundstück vorbei floss. Ich genoss die Einsamkeit in meiner kleinen Hütte mitten in der Natur sehr! Die Zeit verging, langsam begannen die Vögel zu erfreut zu zwitschern und schwache Sonnenstrahlen brachen durch das Fenster ein.

Mein kuschliges Bett in der kleinen Hütte

Ich spürte die erwachende Lebensfreude der Natur und konnte mich nicht mehr in meiner Hütte halten, ich hatte den Drang alles um mich herum zu erkunden. So stapfte ich, mit meinen noch etwas nassen Schuhen, aus meiner Hütte und lief den Flussrauschen entgegen.

Auf Erkundungstour

An dem traumhaften Gletscherfluss angekommen, war ich wieder mal überwältigt von der Schönheit Neuseelands. Unglaublich, ich konnte mein Glück kaum fassen, endlich wieder hier zu sein. Nach ein paar Stunden Naturerlebnis kam ich zurück zu meine Gastfamilie welche bereits ein paar Frühstück-Pancakes für mich mit zubereitet hatte.

Am Gletscherfluss angelangt

Nach einem netten Frühstück mit der Familie ging es dann für mich weiter auf die Straße. Richtung Norden sollte es von nun an gehen, mein Ziel war die Sonnenstadt Nelson. Hier würde ich in den kommenden Wochen mein Praktikum absolvieren. Zwar hatte ich noch eine Woche bis zum Start dieses Praktikums, doch wollte ich mich davor noch etwas einleben und hoffte auch doch in dem Hostel für kostenlose Unterkunft arbeiten zu können.
Zunächst langen aber noch 5 Stunden Fahrt vor mir. Ich plante nicht den kompletten Weg an einem Tag hoch zu trampen, da müsste ich sehr viel Glück mit meinen Mitfahrgelegenheiten haben. So war ich sehr entspannt und schlenderte 11 Uhr zur Straße.

Auf der verlassenen Landstraße im Nirgendwo…

Nun stand ich an meiner verlassenen Landstraße mitten im Nirgendwo,… okay, ich musste ehrlich zu mir sein, optimal war das nun auch nicht. Um trampen zu können sollte zumindest mal ein Auto vorbei kommen, dachte ich mir lachend. um 13 Uhr dann das erste Auto, Hoffnung hatte ich hier aber nicht wirklich. Es war ein Kleinbus von einem Taxiunternehmen. Auch wenn der Bus leer war, und gerade auf der Rückfahrt, würden die mich wohl eher nicht mitnehmen, dachte ich bei mir.

Und zack hielt der Bus an, der Fahrer grinste, und sagte: ,, Wie zur Hölle bist du denn an diesen verlassenen Ort gelangt? Steig ein Mädchen und such dir einen schönen Platz aus, wie haben genügend davon!” WOW, das hatte ich wirklich nicht erwartet. Ich fuhr mit dem Taxibus 2 Stunden Richtung Norden, dort ließen sie mich an einer kleinen Landstraße raus.

Ein Bus, ganz für mich alleine 🙂

Kaum aus dem Auto ausgestiegen hielt ein kleiner roter Fiat an. ,, He Sweetheard, do you need a ride?” Zwei Jungs, beide um die 20 Jahre stoppten. ,,Yeah sure” Und weiter ging die Fahrt. Es stellte sich heraus, dass die Jungs auf dem Weg zu einem Festival nach Nelson waren. Perfekt! All das Glück hatte ich heute wirklich nicht erwartet. Ich grinste nur noch entspannt, schaute aus dem Fenster und genoss die atemberaubende Landschaft, die an mir vorbei zog.

Angekommen in Nelson

Zwei Stopps und ein paar Stunden später führen wir an dem Ortsschild Nelson vorbei. Nelson – Ich wurde überrumpelt von meinen Gefühlen. Hier hatte ich vor 6 Jahren während meines Work and Holiday Aufenthaltes in Neuseeland länger gelebt und gearbeitet. An jeder Ecke poppten neue Erinnerungen auf. Tränen sammelten sich in meinen Augen kein Wort kann dieses Gefühl beschreiben, welches sich unaufhaltsam in meinem Körper breit machte.

Mein Plan war es, hier in meinem geliebten “Heimathostel” Customhouse einzuchecken. Gebucht hatte ich nichts, früher war das nie nötig gewesen, doch nun hatte ich zugegeben etwas Sorge. Auf dem Weg hier her haben wir unzählige Autos gesehen, die ebenfalls zu dem Festival fuhren. Die zwei Jungs meinten, dass alle Hostels und Hotels schon seit Wochen ausgebucht waren und sie selbst gerade noch einen Platz auf einem Campingplatz bekommen haben. Naja, ich schau einfach mal, sagte ich cool zu den Jungs. Doch insgeheim hoffte ich sehr, dass ich kommende Nacht nicht auf der Parkbank verbringen musste.

Published by Steffi Storz

Environmental scientist - Yoga teacher -- Route Setter - Mountain running - Mountain Biking

4 thoughts on “Trampabendteuer! Christchurch – Arthur´s Pass – Nelson

  1. Ich bin schon am Weiterlesen, entspanntes Wochenende in der Kneipe, schon spät. Dürfte Dich nicht kümmern, wegen Zeitunterschied. 🙂
    Wünsche weiter viel Spaß am Ende der Welt, Du erwähntest das Buch “Into the Wild”. Ich sah den Film von Sean Penn, er endet nicht wirklich witzig. Lass Die Finger von irgendwelchen Beeren!

    Like

Leave a comment

Design a site like this with WordPress.com
Get started